Warum ich glaube

Margit Skopnik-Lambach

Mir ist der Glaube nicht in die Wiege gelegt worden. Vor allem die väterliche Seite meiner Familie war atheistisch. Opa sehr entschieden – und konsequent ablehnend allem Christlichen gegenüber. Mein Vater hatte den Glauben an das Gute im Menschen als 16-jähriger Flakhelfer im 2. Weltkrieg verloren. Als ich neun Jahre alt war, fragte ich meinen geliebten Opa: „Was passiert mit mir, wenn ich sterbe?“ – „Kommste in ne Kiste, kommen die Würmer, fressen Dich uff“ – war seine knappe Antwort.

Aber irgendwie ließ mich die Frage nach dem Leben und dem, was danach kommt, nicht los. Vier Jahre später zog eine alleinerziehende Frau mit drei Kindern in unsere Straße. Sie stellte sich meiner Mutter vor und sagte, dass sie gerne am Freitagnachmittag Kinderstunden anbieten möchte: mit uns singen, basteln und biblische Geschichten erzählen. (Damals gab es noch nicht so viele Spielmöglichkeiten unserem nordhessischen Dorf, einen Fernseher hatten wir nicht.) Meine Mutter war einverstanden und so durfte ich hingehen. Tante Kiel, wie ich sie nannte, malte mir und den anderen „Straßenkindern“ die Geschichten von dem liebevollen Vater im Himmel so wunderbar vor Augen, dass wir ganz fasziniert waren.

Kurze Zeit später entschied ich mich, mein Leben diesem Vater anzuvertrauen. Tante Kiel wollte mich danach gerne mal mit in ihre Kirche nehmen, eine Baptistengemeinde in Kassel. Mein Vater verbot es mir entrüstet: „In so eine Sekte gehst Du nicht!“ Doch die „Kinderstunde“ konnte er mir nicht verbieten, da hielt meine Mutter zu mir. Es kamen schließlich immer mehr Kinder, so dass Tante Kiel uns in zwei Gruppen teilen musste – und nach einer kurzen „Mitarbeiterschulung“ bekam ich die Gruppe der größeren Kids anvertraut. Zum Glück gab es ein Vorbereitungsheft, sodass ich mir die Anregungen nicht alle selbst ausdenken musste.

So wuchs ich immer mehr in den Glauben hinein – und lernte gleichzeitig, ihn mit anderen zu teilen. Mit 19 Jahren bekam ich die Chance, zur Bibelschule Wiedenest zu gehen. Mein Vater, der das dann nicht mehr verhindern konnte, kam mich nach anfänglichem Widerstand sogar dort besuchen. Leider ist er – trotz aller intensiven missionarischen Versuche von meiner kleinen Schwester und mir – bis zum Tod bei seiner ablehnenden Haltung Jesus gegenüber geblieben.

Aber ich will dieses kostbare Geschenk des Glaubens nicht mehr missen. Jesus ist Sinn und Ziel meines Lebens – und ich freue mich, wenn ich diese wunderbare Botschaft weitergeben kann. In meiner Arbeit mit suchtkranken Menschen im Blauen Kreuz gab es einige wunderbare „Befreiungs-Geschichten“ – und im Kindergottesdienst, in Jungschar, Jugendkreis und Hauskreis viele wertvolle Gespräche. Und ich freue mich riesig, wenn kleine und große Menschen Gottes Liebe erleben und sich von ihm finden lassen. Das ist auch die Motivation meiner Bibliodrama- und Enneagramm-Seminare: Ich kann damit einen Raum bereiten, der suchenden Menschen hilft, sich selbst und Gott näher zu kommen.

Ja, Jesus ist da und schenkt Geborgenheit – gerade auch in den kleinen und großen Katastrophen meines Lebens. Die kamen bei mir auch. Eine heftige Erschütterung meines naiven Glaubens war unter anderem die Geburt unseres Sohnes. Seine Behinderungen machten unzählige Therapien, Krankengymnastik und Operationen erforderlich. Und dann das Scheitern unserer Ehe nach über 28 gemeinsamen Jahren: Das war richtig schlimm für mich! Aber in all’ dem hat Jesus mich durchgetragen und immer wieder eine neue Perspektive und einen neuen Anfang geschenkt: Gott sei Dank!

In dem Lied „Peacemaker“ drückt Greg Ferguson das genial aus:

Jesus ist ein „Friedensbringer“, ein „Angst-Wegnehmer“, ein „Seelen-Beruhiger“, ein „Sturm-Stiller“, ein „Verlorenen-Finder“, ein „Herzens-Berührer“, ein „Wunden-Verbinder“, ein „Tränen-Trockner“, ein „Kraft-Schenker“. Ja, er ist mein liebevoller Freund und Beistand, mein Retter und Heiland: Jesus!

Margit Skopnik-Lambach