Warum ich glaube

Laura Hütter

Warum ich glaube? Ich bin Pfarrerskind, da ist das doch vorprogrammiert und es bleibt mir ja nichts anderes übrig, oder?

Das wäre die schnelle Antwort auf die Frage, doch die trifft es nicht ganz.  Mein Weg mit Gott ging zwar über viele typische Stationen wie Kindergottesdienst, Jungschar und Jugendkreis, doch liegt der Grund für meinen Glauben nicht allein an meiner Erziehung und Prägung. Es gibt eine ganze Menge Gründe, die ich hier nennen könnte, z.B. dass Gott allein mir ewiges Leben schenken kann, doch möchte ich meinen Glauben am liebsten an meinem Alltag festmachen. Ich glaube an Gott, weil er mir in meinem Alltag begegnet, mich beschenkt und mir Lebenshilfe gibt.

Ich fange also nicht in meinem Elternhaus, sondern an einer ganz anderen Stelle an:

Es ist 22.30 Uhr. Ich sitze noch immer am Schreibtisch. Die Berge an Klassenarbeiten neben mir wollen einfach nicht kleiner werden. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

So oder so ähnlich sehen manche Abende bei mir aus. Manchmal ist es mein Mann, der mir dann zur Hilfe kommt, indem er mir den Korrekturstift aus der Hand nimmt. Manchmal ist es die Müdigkeit, die mich ins Bett zwingt. Und oft ist es der, an den ich glaube – Jesus Christus. Er erinnert mich daran, dass das Leben aus mehr besteht als aus Arbeit. Er erinnert mich daran, dass ich nicht nur Lehrerin bin, sondern auch Mensch, Kind Gottes, Freundin und Ehefrau.

Auch wenn ich in 6 Ehejahren sicherlich nur einen Bruchteil dessen erlebt habe, was andere Paare durchlebt haben, so weiß ich dennoch, dass mein Mann und ich ohne Gott nicht so weit gekommen wären. Gott hilft mir immer wieder – mit Jesus als Beispiel und Vorbild – zu vergeben, er hilft mir, meine eigenen Bedürfnisse nicht über die meines Partners zu stellen, er hilft mir, in ganz winzigen Schritten zu dem zu werden, was er sich für mich wünscht. Das klappt mal mehr, mal weniger (mein Mann kann ein Lied davon singen), doch alle Schritte kann ich im Wissen tun, dass Gott mich trägt.

In meinem Alltag helfen mir in schwierigen (und auch schönen) Situationen auch immer wieder die Stoßgebete, die ich an Gott richte. Das ist das Schöne am Christsein: Ich hänge weder lang in irgendwelchen Warteschleifen, noch steh ich vor verschlossenen Türen im Regen. Gott ist immer zur Stelle und jederzeit ansprechbar. Egal, ob zuhause, im Wartezimmer meines Zahnarztes, oder wenn ich im Klassenzimmer stehe und vergeblich versuche, meine Schüler von der Notwendigkeit, ihre Vokabeln zu lernen, zu überzeugen. Gott hört mir zu, nimmt mich ernst und antwortet sogar! Manchmal stehe ich dann zwar auf der Leitung und es dauert ein paar Stunden, Tage, Wochen oder auch Jahre, bis ich die Antwort verstehe, aber er antwortet!

Trotz alledem bleiben da auch in meinem Leben schwarze Stellen, wunde Punkte und unerfüllte Wünsche, von denen ich gewiss sein darf, dass Gott den rechten Zeitpunkt für deren Klärung oder Erfüllung kennt. Diese Gewissheit nimmt unheimlich viel Druck von mir. Wo, wenn nicht bei Gott, dem Herrn über Raum und Zeit, ist all das gut aufgehoben?

Ich glaube also, weil ich Gott als lebendigen Freund, Vater, Helfer und Herrn erlebt habe und ich seine Existenz nicht leugnen kann.

Laura Hütter