Warum ich glaube
Elke Ruppel

Als Schülerin war für mich die Frage nach dem Sinn des Lebens ein drängendes Problem. Weichen Wert und weichen Sinn hat das menschliche Leben, wenn täglich tausende von Menschen durch Krieg, Hunger, Gewalt und Naturkatastrophen zu Tode kommen. Und was fange ich mit meinem eigenen Leben an, das für mich zwar einzigartig und wichtig ist, im Großen und Ganzen gesehen aber völlig beliebig und bedeutungslos?
Ich interessierte mich zeitweise für Philosophien wie New Age und Buddhismus und auch für marxistische Ideen. Bei einem christlichen Konzert kam ich mit dem Christentum in Berührung. Manches daran faszinierte und interessierte mich, andererseits verstand ich vieles nicht. Mein Bild von Gott war seht vage und teilweise auch negativ.
Bei einer Klassenfahrt nach Frankreich kamen wir nach Taize (das ist eine christlich-ökumenische Bruderschaft): Die Gottesdienste und die Menschen dort gefielen mit und be- eindruckten mich. Alle waren fröhlich und freundlich und brachten einander Wertschätzung entgegen. Mit schien, dass diese Menschen etwas hatten, das mit fehlte. Eine Idee von dort begleitete mich noch lange: Und zwar sagte der Vorsteher der Gemeinde, dass wir nicht alles an der Bibel begreifen können, sondern jeder nur einen Teil davon erfasst. Diesen "Zipfel vom Evangelium" sollten wir aber festhalten und nicht mehr aufgeben.
Als Studentin engagierte ich mich in vielen verschiedenen sozialen Projekten. Ich wollte ein guter Mensch sein und durch mein Engagement die Welt verbessern. Ich merkte aber bald, dass ich meinen eigenen Anforderungen an mich nie würde genügen können, und dass mein ganzes Engagement nicht sehr viel bewirkte. Die Welt würde sich nicht ändern und ich würde auch nie ein wirklich guter Mensch werden.
Obwohl ich Theologie studierte, war mein Christsein für mich etwas sehr Mühsames. Ich hatte dann das Glück, in einem guten Hauskreis unterzukommen, wo ich lernte, dass Glaube etwas mit einer Entscheidung und der persönlichen Beziehung zu Jesus zu tun hat. Hier, in der Gemeinschaft mit Christen, wurde der Glaube für mich endlich konkret und praktisch anwendbar. Ich lernte Gott als den liebenden Vater kennen, dem ich im Gebet alles sagen darf und der seine schützende Hand über mit halt. Ich entschied, dass Jesus der Herr in meinem Leben sein sollte, und es gelang mir, immer mehr Bereiche in meinem Leben ihm auch wirklich auszuliefern, ihn bei Entscheidungen um Rat zu fragen und darauf zu vertrauen, dass et mich sicher fuhrt.
Bei einer christlichen Familienfreizeit erlebte ich, dass Gott konkret und heilend in mein Leben eingreift und Dinge in mit zurecht bringt. Dort, und auf einer Tagung des Marburger Kreises, lernte ich auch die heilende und befreiende Kraft des seelsorgerlichen Beichtgespräches kennen.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist für mich heute nicht mehr drängend: Ich weiss, dass Gott mich geschaffen hat und mich mit vielfältigen Begabungen ausgestattet hat. Er liebt mich bedingungslos und er hat für mein Leben einen Plan, das heißt, ER kennt den Sinn meines Lebens. Er kennt alle meine Wege und er allein hat die Möglichkeit, mich immer wieder zu verändern. Mein Leben ist wertvoll, weil es für Gott wertvoll ist, und es ist sinnvoll, weil er mir zutraut, hier auf der Erde eine ganz bestimmte Aufgabe für ihn zu erledigen.
Und mein Leben bleibt wertvoll und sinnvoll, weil ich weiss, dass es mit meinem physischen Tod nicht enden wird.
Elke Ruppel